Entspannung by Pauly

Entspannung by Pauly

Autor:Pauly
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: General Fiction
veröffentlicht: 2014-02-14T05:00:00+00:00


DIENSTAG, 18. MAI

Eine Hundertschaft, wie sie in Deutschland zur Suche von dringlich vermissten Personen eingesetzt wird, steht auf der ionischen Insel nicht zur Verfügung. Aber ein Dutzend Streifenpolizisten hat Eleni rasch rekrutiert. Auch der einzige zum Suchhund ausgebildete Vierbeiner der zakynthischen Polizei, ein Schäferhund namens Mossos, ist mit von der Partie.

Vor Ort teilt Kommissarin Mylona die Männer und Frauen in vier Suchtrupps auf, die sie in die vier Himmelsrichtungen losschickt. Im ersten Schritt ist ein Radius von etwa drei Kilometern vorgesehen. Eleni hat eine detaillierte Geländekarte aus dem Revier mitgenommen und erläutert ihren Plan. Der Polizeihund wird dem Trupp zugeteilt, der in nördlicher Richtung in ziemlich unwegsamen Geländen nach Gudrun Meier suchen soll. Ein Blick auf das Schuhwerk der Beamten zeigt der Kommissarin, dass alle sich gut auf Macchia, Unterholz und dorniges Gestrüpp eingestellt haben. Spirakis stellt sie zur Koordination ab; er soll sich als Anlaufstelle für alle eingehenden Informationen und Hinweise im Park der Anlage aufhalten. Inspektor Gamiras glänzt wieder einmal durch Abwesenheit. Er hat sich am Morgen nur kurz telefonisch gemeldet und bekannt gegeben, dass er sich noch weiter um die Brandstiftungssache kümmern müsse, jedoch guter Hoffnung sei, den Täter im Laufe des Tages dingfest machen zu können.

Eleni selbst begibt sich ins Innere der Yogaanlage. Der Aufmarsch der Polizeikräfte hat die Entspannungssüchtigen aus einer Tai-Chi-Veranstaltung herausgerissen. Keine der teilnehmenden Frauen konnte sich beim Anblick der Uniformierten mehr konzentrieren. Nun haben sie sich zum Teil auf ihre Zimmer zurückgezogen, zum Teil lungern sie im Foyer herum.

»Guten Morgen, die Damen«, wünscht Eleni und nimmt auf dem letzten freien Sitzpolster Platz.

Melanie Adelrich, ihre Freundin Gabriele Theobald und Sabine Procek richten ihre Augen auf die Eintreffende und grüßen zurück.

»Waren Sie drei am Samstag bei der Kräuterwanderung von Frau Meier, also Shankara, dabei?«, eröffnet die Kommissarin das Gespräch.

Die beiden Grazerinnen nicken, doch Frau Procek verneint: »Ich, Susanne und Viviane waren nicht mit draußen in der Natur.«

»Warum nicht, wenn ich fragen darf?«

»Ich konnte noch nie viel mit Kräutchen und Blümchen anfangen, Susanne ist wohl auf alles Mögliche, was blüht, allergisch und Viviane hatte – wie ich sie einschätze – wahrscheinlich Angst um ihre perfekte Maniküre.« Sie zupft ein langes, blondes Haar von ihrem hautengen, wieder sehr knapp bemessenen Shirt. »Susanne und ich waren vormittags oben im Ort und haben ein bisserl geshoppt. Sonnencreme, ein paar Klamotten und so was«, berichtet sie weiter und spitzt ihr Schmollmündchen.

»Ist Ihnen an Shankara am Samstag irgendetwas ungewöhnlich vorgekommen?«, wendet sich Eleni an die beiden anderen Frauen. »War sie nervös? Oder besonders aufgekratzt, so als habe sie nach der Exkursion noch etwas Schönes vor? Hat sie vielleicht sogar erzählt, ob sie noch irgendwohin wollte?«

Die Freundinnen aus Graz tauschen einen langen, verwirrten Blick. »Nein, nichts in der Art«, antwortet Frau Adelrich schließlich. »Sie wirkte ganz normal. Sie hat uns diverse Hahnenfußgewächse gezeigt; davon gibt es Hunderte, müssen Sie wissen.«

»Ja«, bestätigt Frau Theobald. »Ein besonders interessantes darunter ist die Nigella, aus der man ein wohlriechendes ätherisches Öl gewinnen kann.«

»Außerdem haben wir Erdrauch gesammelt«, fährt die Frau mit dem Pagenkopf fort. »In getrocknetem Zustand kann man einen Teeaufguss daraus herstellen, der gut für Leber und Galle ist.



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